Katharina Löwenherz

Yoga und Sonderpädagogik

Sind Tablets für Kleinkinder sinnvoll?

Seit vielen tausend Jahren sind Kinder ohne Tablets, Smartphones und sonstigen technischen Innovationen aufgewachsen. Daher stellt sich durchaus die berechtigte Frage, ob es notwendig ist Kleinkinder mit den technischen Errungenschaften der Neuzeit zu konfrontieren. Dabei geht es eigentlich gar nicht um die Frage der Notwendigkeit, sondern zunehmend um die Frage der Entwicklung und Gesundheit unserer Kinder. In diesem Beitrag stellen wir uns die Frage, ob es wirklich sinnvoll ist, Kleinkindern das Spielen mit Tablets zu erlauben, oder Sie sogar dazu ermutigen, sich damit auseinander zu setzen. Viel Spaß beim Lesen!

tablets für kleinkinder sinnvoll
Abbildung: Tablets wecken ungeahnte Begeisterung bei Kindern aus

Ist es notwendig dass Kleinkinder den Umgang mit Tablets lernen?

Es ist in der Tat nachvollziehbar, dass bemühte Eltern ihren Kindern den Umgang mit technischen Innovationen so früh wie möglich beibringen wollen. Immerhin will man damit erreichen, dass die eigenen Kinder für die Zukunft und die Berufswelt so gut wie nur möglich gerüstet sind. Diese Überlegung zeichnet viele verantwortungsbewusste Eltern auch aus.

Bei der Frage, ob sich der früh gelernte Umgang mit einem Tablet wirklich relevant auf die künftige Karriere auswirkt, sind sich viele Menschen nicht ganz so einig. Daher stellen wir uns auch die Frage: „Reicht es vielleicht auch aus, wenn unsere Kinder beispielsweise erst ab dem Volksschul-Alter mit der Tablet-Technologie in Kontakt kommen?“

Wie schwierig ist es eigentlich den Umgang mit Tablets zu erlernen?

Ehrlicherweise müssen wir uns eingestehen, dass der Umgang mit einem Tablet oder Smartphone sehr einfach ist. In nur wenigen Minuten kann intuitiv hin und her gewischt werden, ohne dabei den Spaß zu verlieren. Ganz im Gegenteil: je mehr wir uns damit beschäftigen, umso mehr erkennen wir, wie praktisch und sinnvoll die Möglichkeiten damit erscheinen. Fazit: der Einstieg in die Wisch-und-Weg-Welt ist in nur ein paar Minuten erledigt. Das gilt für alle Alters- und Bildungsschichten.

Conclusio:

Es ist nie zu spät, mit der Welt der Tablets und Smartphones in Kontakt zu treten. Allerspätestens dann sollte dies passieren, wenn es aus schulischen oder beruflichen Gründen in zeitlicher Nähe wirklich erforderlich wird. Davor macht es nicht wirklich Sinn, Kinder damit zu belasten. Eltern brauchen sich daher keine Sorgen zu machen, dass ihre Kinder in technologischer Hinsicht den Anschluss verlieren.

Vielmehr können sich verantwortungsbewusste Eltern durchaus berechtigte Sorgen darüber machen, ob ihre Kleinkinder in sozialer, mentaler und motorischer Hinsicht ausreichend Entwicklung erfahren. Fakt ist, dass Tablets und Smartphones in diesen Lebensbereichen keine Hilfe darstellen.

Über das Gefahrenpotenzial von Kindertablets

Auf den ersten Blick wirkt so ein Kindertablet total interessant und innovativ. Zudem ist es ein tolles, intelligentes und praktisches Spielzeug. Kinder können sich mit dem Verlust des eigenen Zeitgefühls wunderbar den ganzen lieben langen Tag ablenken und in eine digitale Welt driften, die mit der Realität wohl kaum etwas gemeinsam hat.

Ein Tablet ist kein Spielzeug

Seit vielen Jahren schon wird der Begriff „Digitale Demenz bei Kindern und Jugendlichen“ immer wieder diskutiert. Auch wenn einige Studien dieses Thema weniger kritisch anerkennen, sind praktische Belege aus einer Vielzahl von Erfahrungen langjährig tätiger PädagogInnen nicht weg zu diskutieren. Unsere Kinder leiden zunehmend am Verlust von sozialer Kompetenz und ihren fünf Sinnen.

Verlust und Einschränkung unserer Sinne

Unsere 5 Sinne sind:

  • Sehen
  • Hören
  • Riechen
  • Schmecken
  • Tasten

Zudem gibt es weitere Sinne, wie die Wahrnehmung von Temperatur, Gleichgewicht, Tiefenwahrnehmung (Körperbewusstsein, Motorik) und Propriozeption (auch als 6. Sinn bekannt).

Die Summe der eigenen Wahrnehmung und Interpretation unserer Sinne ergibt unser Bewusstsein. Dies wird Großteils bereits im frühen Kindesalter geschult, erlernt und entwickelt. Es gibt hier gewisse Bereiche, die in Bezug auf die Entwicklung von Kindern ein Ablaufdatum haben. Haben Kinder beispielsweise feinmotorische Fähigkeiten nicht früh genug entwickelt, so kann es unter Umständen passieren, dass dieses Entwicklungsdefizit ohne professionelle Hilfe nicht mehr aufgeholt werden kann.

Beispiel: Tastsinn und feinmotorische Fähigkeiten

Genau das ist ein Gefahrenpotenzial für Kinder, die zu viel mit Tablets „spielen“. Durch das reine Wischen am Tablet werden Reize und feinmotorische Fähigkeiten nicht entsprechend ausgebildet. Es gibt mittlerweile Vorschulkinder, die sich nicht die Schuhe selbst binden können. Der Umgang mit einer Schere ist für so manch 6-jähriges Kind eine große Herausforderung. Das Pflücken eines Gänseblümchens benötigt den Pinzetten-Griff und Muskelkraft. Kinder, die nur das Wischen am Tablet gewohnt sind, können das nicht oder nur sehr eingeschränkt.

Daher ist es wichtig, dass Kleinkinder im frühen Alter möglichst viel mit ihren Fingern machen und Erfahrungen in der Natur sammeln dürfen. Auch Klettern, Basteln und Spielen mit pädagogisch wertvollem Spielzeug ist eine viel wertvollere Erfahrung für Kleinkinder, als der Umgang mit dem Tablet.

Über den Medienkonsum bei Kindern

Ein großes Problem beim Medienkonsum ist eine gewisse Abhängigkeit, die bei Kindern entstehen kann. Es geht dabei jegliches Zeitgefühl verloren. Daher sollten Eltern beim Einsatz von Medien in der Erziehung regulierende Maßnahmen ergreifen:

  • Zeitliche Begrenzung und Pausengestaltung
  • Altersgerechte Inhalte (keine Rollen- und Kriegsspiele)
  • Förderung der kognitiven Fähigkeiten (pädagogisch sinnvolles Programm, keine reine Berieselung)

Zudem ist es wichtig, dass Eltern die Freigabe zum Medienkonsum auf Tablets nicht als Druckmittel oder gar Belohnungssystem verwenden. Ein kindergerechter Medienkonsum sollte vom Kind nicht als Freizeitaktivität wahrgenommen werden. Wenn ein Kind den Medienkonsum als Belohnung für etwas wahrnimmt, besteht die Gefahr, dass ein Teufelskreis in Gang gesetzt wird, der nach immer mehr „Dopamin“ (Belohnungssystem) verlangt. Dies kann im Extremfall zu einer verzerrten Realitätswahrnehmung führen, was mit Sicherheit nicht gut für die Entwicklung eines Kindes ist.

Fazit

Es gibt noch viele weitere Themen dazu, über die wir nachdenken und sprechen können. Dies würde allerdings den Rahmen dieses Beitrags sprengen. Wenn Sie allerdings in diesem Bereich aktive und professionelle Unterstützung wünschen, dann können Sie mir Ihre unverbindliche Anfrage senden. Gerne werde ich mich mit Ihnen daraufhin in Verbindung setzen.

Mögliche Lösungsansätze für Kinder mit motorischen Defiziten

Bei Kindern mit motorischen / graphomotorischen Defiziten (zB kann keinen Stift halten, Schwierigkeiten beim Schuhe binden, Schereschneiden, etc ..) helfen meine Sommerkurse für Vorschulkinder, in welchen genau diese Fähigkeiten professionell erlernt und gefestigt werden.

Katharina Löwenherz

Yoga und Sonderpädagogik